Mind The Gap

2020
Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt

Gruppenausstellung

Vanessa Henn, Annegret Bleisteiner, Marco Casentini, Jacob Dahlgren, Katharina Hinsberg, Erika Hock, Markus Krug, Karim Noureldin, Jan van der Ploeg, Marleen Sleeuwits, Esther Stocker, Thomas Trum
Zwölf zeitgenössische Künstler*innen aus ganz Europa haben ortsspezifische Kunstwerke für das markante Museumsgebäude in der ehemaligen Donaukaserne entwickelt. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der Museumsraum mit seinen spezifischen Eigenschaften. Die von den Künstler*innen entworfenen begehbaren Installationen und Raumkonstruktionen knüpfen an die gegebene Architektur an. In einer gegenstandslosen Formsprache setzten sie sich, auf unterschiedliche Weise, mit dieser auseinander.
 
Die Künstler*innen erobern den Raum und modellieren ihn neu. Sie greifen die Architektur auf, deuten sie um und nehmen Elemente dieser als Inspirationsquelle und Ausgangspunkt für die einmaligen Installationen. So verschmelzen Kunst und Ausstellungsraum zu einer Einheit.
 
Mit der Ausstellung wird Abschied von dem langjährigen Standort in der Tränktorstraße genommen, bevor das Museum in seinen Neubau auf dem ehemaligen Gießereigelände zieht. Mind the Gap! repräsentiert den Übergang zwischen Bekanntem zu Unbekanntem. Damit ist das alte Gebäude im neuen Look genauso gemeint wie der Umzug in den Neubau. Die Erlebnisräume geben ein Vorgeschmack auf das, was die Besucher*innen im neuen MKKD erwartet: ein Raum für Kreativität und Innovation.
 
Vanessa Henn künstlerisches Augenmerk liegt auf der Beschäftigung mit dem architektonischen Raum. Dabei schenkt sie ihre Aufmerksamkeit vor allem der Schönheit und dem Charakter von oftmals nur auf ihre Funktionalität reduzierten Alltagsobjekten. Geländer, Handläufe und Gitter von Treppenhäusern und Brücken sieht sie als Bindeglied zwischen der Architektur und dem Menschen, der sich in dieser bewegt. Mit minimalen, aber sehr präzisen Eingriffen, schafft sie neue Blicke auf diese vermeintlich vertrauten Objekte.
 
Das graue Edelstahlgeländer im Museum für Konkrete Kunst ist ein zentrales Element mit hohem Wiedererkennungswert, welches sich durch das gesamte Gebäude zieht. Vanessa Henn hat ein Eckstück des Geländers nachgebaut und lässt es aus einem weißen Würfel in den Raum springen. Das mit einem, aus den 1960er-Jahren typischen, roten PVC-Überzug gekleidete Geländer führt ein Eigenleben. Wie eine Zeichnung im Raum mäandert es durch ihn hindurch. Dadurch entsteht für uns die Möglichkeit, den sonst leeren Museumsraum neu wahrzunehmen. Der in die Bodenöffnung eingesetzte Kubus, ein in der Konkreten Kunst übliches Element, der aus dem Raum fällt, bildet den Endpunkt der Ausstellung und signalisiert den Übergang von bekannten zu neuen Räumen.


Alexandra Liebherr