PITCH BLACK NEON – Pressemitteillung Ralf Christofori
Vanessa Henn & Nina Rike Springer
10.05.2019 – 26.07.2019
Auch in der zweiten Ausstellung bleibt die Galerie Sturm & Schober der Zweisamkeit treu. In einen intensiven künstlerischen Dialog treten diesmal Vanessa Henn und Nina Rike Springer. Die eine kommt aus Berlin, die andere ist in Wien zu Hause. Allein und noch besser zu zweit schaffen die beiden Künstlerinnen Begegnungen der dritten Art, die man nicht nur sehen, sondern erleben muss. Wir würden uns freuen, Sie zur Eröffnung oder während der Laufzeit der Ausstellung bei uns begrüßen zu dürfen.
Für Vanessa Henn (*1970 in Stuttgart) ist ihre erste Ausstellung in Wien fast eine Art Heimspiel. Dort, wo vor mehr als hundertzehn Jahren ein gewisser Adolf Loos den Zusammenhang von „Ornament und Verbrechen“ in den modernen Ring warf, ergreift die Künstlerin Partei. Mit ironischer Distanz und durchweg zeitgemäßen Mitteln klaubt sie die altbekannten Argumente auseinander und setzt sie wieder zusammen. Die Form und Funktion ehemaliger Handläufe oder Treppengeländer nimmt Vanessa Henn zum Ausgangspunkt für Wand- und Bodenskulpturen, die einen ganz eigenen, neuen Bezugsrahmen aufmachen: Aus gedrechselten Treppensprossen formt sie ein gerastertes Bildwerk (Großes Fenster II), an dem vielleicht sogar der moderne Loos seine wahre Freude gehabt hätte. Aus barocken Handläufen formt sie einen undurchdringlich labyrinthischen Masterplan. Der Titel der Arbeit BemTeVi assoziiert unweigerlich einen Satellitenempfänger ohne Funktion. Henns Kleine Utopie wiederum erinnert an Wladimir Tatlins Modell für das Monument der Dritten Internationale. Vanessa Henns Kunst ist nie bloß Ornament und schon gar kein Verbrechen – sondern auf souveräne Weise reflektiert und in hohem Maße poetisch.
Bei Nina Rike Springer (*1976 in Klagenfurt) spielen Form und Funktion, Reflexion und Poesie eine nicht weniger eminente Rolle. In ihren Werken tauchen die Formen und Farben der stereometrischen Moderne immer wieder und fast überall auf. Aber sie stehen selten für sich, sondern fungieren eher als Requisiten für einen performativen Raum, den die Künstlerin selbst in verschiedenen Posen und Positionen besetzt. Nina Rike Springer, so hat es Thomas Trummer einmal treffend beschrieben, „beschränkt sich auf (stillestehende) Bewegungen, Gebärden und Gesten. Das heißt, Springers Mimesis ist eine Art der Pantomimesis.“ Im Nasenzyklus etwa erkennt man unter der bekannten Badekappe nur ihre Nasenspitze. Dann wieder sieht man Nina Springer in einem geometrischen Bühnenraum, wo sie am unteren Rand als Müde Heldin aus dem Bild zu kippen droht. In der Fotoarbeit Generalprobe bewegt sich die Künstlerin buchstäblich als multiple Persönlichkeit rechts aus dem Bild heraus. So bewegt sich die „Pantomimesis“ von Nina Rike Springer stets nah am Leben, und ist doch weit davon entfernt. Sie erscheint vertraut, aber doch höchst irritierend und befremdlich.